Ein Blick auf die Herstellung von Küchenmessern in Vietnam
TYPEMYKNIFE®, Spezialist für europäische Küchenmesser, war vor einigen Jahren in Vietnam. Ein Traumreiseziel. Unglaublich freundliche Menschen, beeindruckende Natur.
Auch wir sind ganz naiv und blauäugig auf die Versprechen der Werbung hereingefallen. Engagierte vietnamesische super Handwerker die aus recycelten alten Autofedern hochwertige Messer bei gerechter Bezahlung herstellen. Diesem Märchen sind wir dann genauer auf den Grund gegangen.
Was uns zuerst in Vietnam sehr beeindruckt hat, waren die vielen Handwerker, die nachts noch in den engen, belebten Gassen am Werk waren. Am meisten interessierten uns die Schmiede. Sie hockten vor einem kleinen Amboss der ihnen nicht bis zu den Knien reichte und vollbrachten darauf wahre Wunder.
Hergestellt aus altem Stahl, hauptsächlich aus Bandstahlfedern von Lastwagen. Billig erstanden bei den Altmetallsammlern, schufen sie in ihrer kargen Werkstatt mit einfachsten Mitteln, Hammer und Zange, Alltagsgegenstände.
Die Familie war um die Glut herum versammelt. Auf dem Boden wurde gekocht, Kinder spielten. Pures Leben.
Das ist genau die Sichtweise des romantischen Kolonialtouristen auf die Dinge, der auch wir aufgesessen sind.
Die Wirklichkeit sieht anders aus. Da sich der Wert der Werkstätten an den Einkaufsstraßen an ihrer Breite bemisst, wohnen die Menschen in engen, fast schlauchartigen Räumen. Das Licht kommt von der Straße, dahinter wird es schnell dunkel. Die hygienischen Bedingungen sind schlecht.
Ein Fabrikarbeiter in Vietnam verdient je nach Wirtschaftszone etwa 150 $ im Monat. Je nach Geschäftslage verdient ein Handwerker deutlich weniger. Der Unterschied zum Land ist enorm. Die Einkommen dort sind marginal.
Die schlechten Arbeitsbedingungen in Vietnam sind seit langem Gegenstand internationaler Kritik. Globalen Konzernen wird vorgeworfen, Arbeiterinnen einzusperren und sie zu Überstunden zu zwingen. Schutzmaßnahmen an Maschinen. Sprinkleranlagen und Fluchttüren sind meist nicht funktionstüchtig. Die Liste wäre zu lang, um über alle Missbräuche zu berichten.
Zur Höhe des Mindestlohns lässt sich sagen, dass er niedrig sein muss, wenn chinesische und indische Unternehmen in Vietnam produzieren und damit Kosten sparen.
Wir erinnerten uns an all das, als wir im Internet Werbung für vietnamesische Messer sahen.
An der Zweckmäßigkeit von Messern aus Vietnam ist grundsätzlich zu zweifeln
Nicht umsonst sind europäische Messer aus Edelstahl Gesenk geschmiedet und daher mit einem Kropf ausgestattet, der den Griff vor mechanischer Beanspruchung und Feuchtigkeit schützt.
Die Form des Europäischen Messers hat sich im Laufe der Jahrhunderte entsprechend unseren Essgewohnheiten entwickelt.
Das ganze Design und die Konstruktion ist dazu gemacht unsere einheimischen Rohwaren in die Form zu bringen die wir in unserer Küche verarbeiten.
Asiatische Messer stammen aus einer ganz anderen Tradition. Fleisch und Fisch werden dort unterschiedlich geteilt und stückig gemacht.
Gemüse wird in anderen Formen ganz anders zubereitet. So werden asiatische Messer auch den Bedürfnissen anderer Kochgewohnheiten gerecht.
Es gibt einen guten Grund, warum die Europäische Koch-Welt Messer Gesenk geschmiedet mit Kropf bevorzugt. In der asiatischen Messertradition sind die Klingen sehr einfach und flach geschmiedet.
Sie haben eine ebene Klinge die sich flach im Erl vorsetzt. Dieser Erl wird in einen Holzgriff eingesteckt und verklebt.
Um den Griff im Bereich Vorne der mechanischen Abnutzung und dem Kontakt mit Dampf, Wasser und Feuchtigkeit Stabilität zu verleihen steckt hier eine oft Metallische Zwinge über dem Holzgriff.
Der neue Hype um Kohlenstoffstahl für Küchenmesser
Kohlenstoffstahl, eine wiederentdeckte Stahlsorte für Messer oder alter Wein in neuen Schläuchen?
Kohlenstoffstahl war die einzige Stahllegierung, bevor die Veredelung zu Edelstahl erreicht wurde.
Ja, Kohlenstoffstahl erreicht einen höheren Härtegrad als Edelstahl. Aber das wiegt nie alle Vorteile unserer modernen Edelstähle auf. Nicht umsonst hat sich unser hochwertiger Chrom-Vanadium-Stahl nicht nur im Küchen-, Koch- und Essbereich etabliert.
Carbon Stahl rostet. Man kann dagegenhalten, dass viel dauerhafte Pflege das Rosten zu verhindern mag. Aber er rostet nach jedem Benutzen aufs Neue.
Dagegen hilft Ölen. Klar. Aber dieses Öl haben sie beim nächsten Schnitt wieder auf dem Schnittgut. Oder Sie ölen nicht. Dann wird ihr Toastbrot beim schnitt mit dem Carbonstahl vom Flugrost rot.
Oder Sie ölen nicht. Dann wird Ihr Weißbrot vom Flugrost rot, wenn Sie es mit dem Kohlenstoffstahl schneiden. Verfärbungen treten besonders beim Schneiden von Obst auf.
Zurückkommend auf die vietnamesischen Messer im Netz.
Die sind nach dem Schmieden roh belassen. Das heißt dort wo nicht geschliffen wurde bleibt die schwarze Zunderschicht auf der Klinge.
Zunder ist schwarzes Eisenoxyd. Das gibt einen schönen Kontrast. Leider auch auf dem frisch geschnittenen Obst, oder Gemüse.
Denn Zunder wird von den Fruchtsäuren angegriffen. Das entfärbt ihr schönes Carbon Design Messer und verfärbt, was Sie gerade schneiden.
Zum Schluss ist der Zunder in der Marmelade und die Flecken auf dem Messer.
Küchenmesser im Sog von Greenwashing und gesellschaftlicher Verherrlichung
Was uns im Internet präsentiert und verkauft wird, ist ein zu Tränen rührendes ökosoziales Märchen für maximalen Profit.
Vietnamesische Messer nachhaltig produziert von armen Bauern und ich rette mit meinem Kauf die Familie vor dem Hungertod. Leisten Sie gleichzeitig einen wertvollen Beitrag für Umwelt, Ökologie und Nachhaltigkeit.
Das mag eine gute Werbestrategie sein, aber sie idealisiert die Wirklichkeit auf infame Weise. Wer in Asien schlechte Ware produziert, gewinnt doppelt.
Die Rohstoffe sind günstig, die Arbeitskräfte sind billig. Diese Waren hier auf den europäischen Markt zu bringen, verspricht gute Gewinne. Noch höhere Gewinne lassen sich erzielen, wenn dem Käufer vorgegaukelt wird, etwas Gutes zu tun.
Der Kunde wird zum Unterstützer der Handwerker, ihrer Familien bzw. der gesamten Dorfgemeinschaft. Die Rohstoffe sind alte, geschichtsträchtige Balken, Blattfedern und Sägeblätter.
Das macht es exotisch und wird uns als biologisch und nachhaltig verkauft. Ich sehe vor allem günstige Materialeinkäufe.
Was macht das japanische Klingendesign in Vietnam?
Japanische Messer sind in Europa sehr beliebt. Japan entwickelte die härtesten Stähle und die schönsten Damaste.
Die Messer- und Schwerttradition ist lang und reich an Geschichte. Die Qualität hochwertiger, handgeschmiedeter Messer mit eingesetzten Klingen steht europäischen Messern in nichts nach.
Aber warum gibt es jetzt vietnamesische Messer in japanischem Design? Das kann nur eine Marketingstrategie sein.
Kostengünstiger Einkauf mit Hinweis auf handgefertigtes und recyceltes Material. Aber vietnamesisches Design scheint nicht gut genug zu sein.
Das wäre authentisch und eine Hommage an die engagierte ökologisch nachhaltigen Prduzenten dort.
Japanisch geht es derzeit wohl besser, zumal große und namhafte Messerfirmen und Händler sich dieses Image in Europa mit viel Mühe geschaffen haben.
Sich auf japanisches Design mit vietnamesischen Messern zu verlassen, ist eher trittbrettfahren.
Unser Respekt und unsere Bewunderung für die Kunsthandwerker Vietnams.
Menschen, meist Jugendliche und Kinder im Produktionsprozess, die mit kleinsten Mitteln Küchenmesser herstellen, verdienen unseren größten Respekt.
Produkte, die ohne jegliche Sicherheitsstandards und mit großer Gefahr für Leib und Seele hergestellt werden, sollten nicht zum Spielball unserer finanziellen Interessen werden.
Aus diesem Grund haben wir uns bei TYPEMYKNIFE® entschieden, nur noch Küchenmesser Made in Europe anzubieten.
Diese entsprechen unseren hohen ökologischen und sozioökonomischen Sicherheitsstandards.
Tradition und Moderne handgefertigt von Europäischen Manufakturen bei TYPEMYKNIFE®
